Montag, 11. April 2011

Tallinn: Ein Reisebericht







Die meisten Leute möchten ungefragt keine langen Texte lesen, und ich möchte keine langen Texte schreiben. Daher: Tallinn gehört zu den interessantesten Städte Europas. Estland (ja, Tallinn ist die Hauptstadt von Estland, das nördlichste Land des Baltikums) hat gerade den Euro eingeführt. Die Leute schauen sich das neue Geld genauso misstrauisch an wie wir vor zehn Jahren. Die Altstadt ist beschaulich, vollgepackt mit Restaurants, Galerien und Kneipen. In den Außenbezirken fressen moderne Bürogebäude die alte Sowjet-Architektur auf. Eine Gesellschaft im Umbruch.Wir kamen in einer Hippie-Community unter. Unbedingt besuchen sollte man N 59°26'48",  E 24°45'12", ein verrücktes Stück Sowjet-Architektur mit Blick auf das Meer und die Stadt. Auf dem russischen Markt wurde meine Kamera nicht gerne gesehen. Vielleicht lag es an den vielen Elektroartikeln, die da ohne Preisschild auslagen. In investigativer Manier habe ich die entsprechenden Fotos aus dem Knie geschossen.Und ja, viele Dinge sind schamlos günstig, ein großes Bier kostet 2,20 Euro, wenn man die richtigen Plätze besucht. Wie diese zum Beispiel: Kehrwieder (Kaffee trinken), Vanaema juures (essen), Hell Hunt (betrinken), Levist Väljas (hoffnungslos versacken). Die Esten sind sehr freundlich, ein wenig schüchtern und progressiv - bei den letzten Wahlen konnte man sogar seine Stimme im Internet abgeben. Ihre Sprache ist ziemlich bizarr. Neben Ä, Ö und Ü gibt es einen weiteren Umlaut: Õ. Deutsche geben vermutlich nur ähnliche Laute von sich, wenn sie ersticken.